Landwirtschaft
Als 1975 eine Gruppe junger Leute aus Bern als Genossenschaft „Doro Popolo“ nach Doro “auswanderte“, gab es hier keine Landwirtschaft mehr. Einheimische Bauern liessen noch ihre Geissen und Schafe im Frühling und Herbst weiden. Nach einiger Zeit hatte sich dann innerhalb der Genossenschaft eine Landwirtschaftsgruppe gebildet.
So nahm die Selbstversorgung zu, 1977 überwinterten zum ersten Mal Leute aus der Landwirtschaftsgruppe, die ersten eigenen Tiere kamen hinzu, und bald gab es ein wenig Landwirtschaftssubventionen. Etwa drei Jahre später hatten ein paar Leute entschieden, am Ort zu bleiben. Davon sind zwei kleine landwirtschaftliche Familienbetriebe als „Überbleibsel“ des Experiments von damals übriggeblieben, welche zahlreiche Jahre Landwirtschaft in Doro und in Chironico betrieben haben.
Rückblick: In der warmen Jahreszeit wird Doro auch heute noch u.a. von Geissen und Baustellen geprägt. Ab 1980 lebte und wirkte die Landwirtschaftsgruppe ganzjährig in Doro und ihre wichtigsten Baustellen waren: die Renovation von zwei Wohnhäusern, eine erste Wasserversorgung mit einem hydraulischen Widder, der Bau der Materialseilbahn (1984/85), die Ausweitung der Landwirtschaft mit dem Aufbau einer Talstufe in Chironico, der Bau des Geissenstalles (1991/92) und das langjährige Engagement für den Landschaftsschutz.
Mit viel Unterstützung von verschiedenen Seiten realisierten die Landwirte mit Ausdauer und Geduld langsam einiges, das sozusagen als Fundament für die Weiterführung einer kleinen, angepassten Land- und Alpwirtschaft in Doro dienen kann. Familie Theres Reusser und Nick Meyer und Familie Margrit und Schämpu Mosimann-Illien sind nun seit 2020 beide pensioniert und können auf grosse Leistungen zurückblicken, welche sie für Doro vollbracht haben.
Aktuell: Nachdem sie vorher schon gut 10 Jahre lang den Alpsommer zusammen mit den beiden Familienbetrieben organisiert hatten, haben Norbert Rohrer, Andi Grädel und Beat Bachmann als Alpagridoro sagl. zusätzlich zur Verantwortung für die Alpwirtschaft auch einen Landwirtschaftsbetrieb gegründet und die dazu nötige Infrastruktur (hauptsächlich Land und Ställe) in Doro übernommen. So wird seit 2019 wieder mehr geheut für die 20 eigenen Geissen, welche aus dem Bestand von Nick und Therese stammen, und die den Winter über auf Doro bleiben.
Alpagridoro ist nicht gewinnorientiert. Ziel ist, dass Alp- und Landwirtschaft weiterhin möglich ist. Der Betrieb wird als Kollektiv geführt, zusammen mit den Leuten, die in Doro für das Wohl der Tiere und die Produktion von Milchprodukten sorgen.
Ausblick: Der Betrieb soll offen sein für Menschen, die sich hier kurz- oder längerfristig engagieren wollen. Auf Grund der heutigen Direktzahlungen bietet er eine bescheidene Existenz. Eine der jeweiligen Situation und Bedürfnissen angepasste Form zu finden (Anstellung, ev. auch Pacht) ist hier die Herausforderung.
Weiterhin wird mit tatkräftiger Unterstützung aus unserem Freundeskreis an der Verbesserung der Infrastruktur gearbeitet. Diesen Sommer wird das Steindach des grossen Stalls in Stenc neu gemacht und man ist dran ein Projekt für eine neue Alpkäserei auszuarbeiten.
Chironico, 27. Juni 2021